
„Zwiebelschalen, oder: Wie ich lernte, mein Leben zu lieben“
März 6, 2022
„Ach, wenn ich mich doch nicht immer so aufregen würde….!“
Heute geht es um Situationen, in denen wir uns ärgern, aufregen oder die uns Unbehagen bereiten. Auch manche scheinbare Kleinigkeit bringt uns in Rage. Wir erleben uns nicht als ruhig, sondern aufgewühlt. Mit Stress auseinandersetzen, um sich selber besser verstehen zu lernen, war für mich ein – Achtung: neudeutsch – game changer. Das Thema Stress ist nun einmal ein wesentlicher Aspekt der kinesiologischen Herangehensweise. Ich verstehe immer mehr über das Zusammenwirken von Körper, Geist und Seele. Der Einblick in Deine Reaktionsweisen könnte auch Dir helfen, Deine Signale bei Stress und Überforderung schneller und besser zu vernehmen. Geht es um Dich, oder um die anderen?
Natürlich kannst Du es halten wie Curt Goetz. Er soll gesagt haben: „Ich rege mich nicht auf. Die anderen regen mich auf!“
Das mag schon sein. Nur konnte selbst ein so kluger Kopf wie Curt Goetz „die andern“ nicht verändern.
Dein gelingendes Selbstmanagement hängt wesentlich damit zusammen, wie Du mit schwierigen Stresssituationen umgehst und ggf. Deine Reaktion beeinflussen kannst!
Du könntest Dich also fragen:
Wo fühlst Du Dich herausgefordert, mutig, neugierig usw. Das könnte dann ein sog. positiver Stress sein.
Und:
Wann übt Stress einen ungünstigen Einfluss auf Dein Lebensgefühl und Deine Gesundheit aus?
Und so wird‘s gemacht:
In einer ruhigen Minute könntest Du Dich in eine Deiner Prüfungssituationen zurückversetzen, in der Du aufgeregt gewesen bist. Das kann die Führerscheinprüfung sein, eine Gehaltsverhandlung, das erste Referat in der Schule, ein Bühnenauftritt oder was immer Dir einfällt. Sehr wahrscheinlich erinnert Dich dann Dein Körper umgehend daran, wie er Dir die Signale sendet. Vielleicht ist es eine Aufregung, die Dir hilft, Dich zu konzentrieren, zu fokussieren, ganz bei Dir zu sein. Vielleicht ist aber auch eine Aufregung, die sich ein wenig zu emotional oder auch mit Körperreaktionen wie Unruhe und Anspannung zeigt.
Und falls Du von Dir weißt, dass Du eine sehr schwierige biografische Situation erlebt hast, möchte ich Dich erinnern: Die Stressreaktionen von uns Menschen entstehen, um zu schützen.
Hier kommt nun meine kleine Liste von Soforthilfemaßnahmen für den Alltagsgebrauch:
- Bewege Dich, um gestaute Energie ins Fließen zu bringen.
- Berühre Stirn und Hinterhaupt sanft, um Ratio und Überlebensinstinkt miteinander an verschalten
- Beobachte, was passiert, und erschaffe damit innere Distanz und Überblick
- Einer der besten Tipps, den ich je bekam: Atme. „Der nächsten Atemzug kommt bestimmt!“. Auf den kann ich mich verlassen.
Die Bügelbrettaffäre oder: Wie ich so richtig ins kalte Wasser geworfen wurde
Als Berufsanfängerin in der Selbständigkeit als Kinesiologin schlitterte ich in folgende Situation, in der ich hautnah beobachten konnte, wie sich meine Aufregung anfühlt und wie ich mich rettete.
Vor Jahren in der Phase meiner beruflichen Neuorientierung äußere ich ohne viel Nachdenken, ich könne vielleicht Geschäftsführerin eines Vereins werden. Prompt lese ich wenige Tage später eine Kleinanzeige in der örtlichen Tageszeitung: „Geschäftsführerin für den Hausfrauenverein gesucht“!
Auf meine Bewerbung hin werde ich zunächst einmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich betrete die Räumlichkeiten des Vereins im ersten Stock eines Hinterhauses und werde gebeten, in einem kleinen Vorraum zu warten.
Neugierig bin ich schon, was mich hier erwartet. Ich stehe neben einem mannshohen Regal, das mit einem Vorhang versehen ist. Da ich mich unbeobachtet fühle, schiebe ich den Vorhang ein wenig zur Seite – fünf Bügelbretter stehen da. Versehentlich kommt es zur Feindberührung, so dass die schweren Bretter wie Dominosteine ineinander fallen. Peinlich.
Die Stelle der Geschäftsführung stellt sich als 10-Stunden-Stelle heraus, damit kommt sie für mich nicht in Frage. Ich werde aber stattdessen gebeten, vor der Mitgliederversammlung des Vereins einen Vortrag zum Thema Stress zu halten.
Auch gut, dazu habe ich richtig Lust.
Ich biete mehrere Themenvorschläge an: Aufregung, Stressabbaumethoden u. Ä. Die Vereinsvorsitzende
wählt den Titel „Zeitmanagement“.
Am Abend der Vereinssitzung bin ich ganz schön aufgeregt, es ist schließlich mein erster Vortrag vor gänzlich fremden Menschen.
Glücklicherweise bin ich gleich dran, bevor dann die Sitzung stattfindet. Die Vereinsvorsitzende stellt mich kurz vor und nennt den Titel meines Vortrages: „Ach, wenn ich mich nur nicht immer so aufregen würde…“
Halt: Falsch! Das war der Alternativvorschlag!! Du kannst Dir sicher vorstellen, wie ich unter Stress gerate. So fühlt es sich an, ins kalte Wasser geworfen zu werden.
Letztlich ist alles gut ausgegangen. Ich konnte meine eigene Stressreaktion und Aufregung beobachten, sammelte mich kurz, nahm meinen Mut zusammen und begann über das neue Thema frei zu sprechen, was mir dazu einfiel. Und niemandem ist es aufgefallen:-)
In einer kinesiologischen Sitzung nehmen wir stressbeladene Beispielsituationen als dem Alltag unter die Lupe. Mit Hilfe von verschiedenen Übungen ermitteln wir wirksame Strategien zur Stressbewältigung.
Ein Beispiel aus meinem Leben habe ich mit Dir geteilt.
Auf meiner biografischen Reise zur Kinesiologin habe ich mir Souveränität zum Ziel gesetzt.
Im Nachherein bin ich dankbar für meine Bügelbrett-Erfahrung, denn ich werde wohl nie vergessen, wie souverän es sich hinterher anfühlte, diese Situation gemeistert zu haben.
Seither bereite ich mich weiterhin gut vor, ob nun auf einen Vortrag oder einen Workshop. Ich nenne diese Vorbereitung meinen Goldfischteich mit vielen Ideen, Methoden, Übungen, Beispielen usw.
Wenn ich dann aber spreche oder den Workshop leite, vertraue ich darauf, den jeweils passenden Goldfisch zu angeln.
Denn ich weiß, ich kann mich auf meine Kompetenz, meine Flexibilität und Geistesgegenwart verlassen.
Nun hast Du bis hierher gelesen und dafür sage ich von Herzen Danke!
Deine Annette